Samstag, 30. März 2013

Glückliches Unentschieden. Aber für wen ?

Ein Unentschieden der positiven Art : Das Remis zwischen Mainz und Werder Bremen hilft zwar keinem wirklich weiter, wirkt sich allerdings auch auf niemanden wirklich negativ aus. Aus welcher Sicht der Spielverlauf schlussendlich glücklicher war ist nur schwer festzustellen.


Das Spiel begann kurios: Nach dem Anstoß erhält Bremens Innenverteidiger Lukimya nahe dem eigenen Strafraum den Ball, sein Abspiel in Richtung Gebre Selassie scheitert kläglich. Stattdessen erobert der Mainzer Ivanschitz, welcher außerdem zuletzt mit Werder flirtete, den Ball und spielt scharf in die Mitte. Dort steht der ungarische Topstürmer Adam Szalai bereit und macht nach gerade einmal 12 Sekunden das Führungstor für den Karnevalsverein.
In der Folge kann sich Werder zwar defensiv wieder einfangen, offensiv entsteht in der Folge allerdings so gut wie nichts mehr. Weder Stoßstürmer Petersen , noch das Offensivtrio De Bruyne-Ekici-Hunt sorgt für wirklich nennenswerte Aktionen. Auch die Mainzer spielen keinen all zu übermächtigen Fußball, allerdings gelingt es den Gastgebern immer wieder über sehenswerte Passstaffeten in Nähe des Bremer Strafraums zu kommen.
Ganz im Gegenteil zu den Gästen aus dem hohen Norden. Sollte die Mannschaft einmal einen Konter ansetzen scheiterte meist einer der Spieler nach einem unnötigen Dribbling und verlor das Spielgerät an einen Mainzer. Dadurch dass anschließend keiner der Kreativgeister mit in die Defensive arbeitete, hatte Mainz leichtes Spiel in Richtung Strafraum zu gelangen, wo sich aber meistens bereits die beiden Defensiven Mittelfeldspieler der Bremer, Trybull und Bargfrede versammelten. Vor allem Bargfrede verrichtete seinen Job hinten äußerst gut und sorgte dafür dass aus den Mainzer Kontern schlussendlich dann doch keinerlei Gefahr entstand.
Das Spiel plätscherte bis zur Halbzeit auf diese Art und Weise dahin.

Wechsel gab es zur Hälfte keine, dennoch waren sich beide Mannschaften bewusst dass sich in Halbzeit 2 etwas ändern musste. Mainz musste in Tornähe gefährlicher werden, Bremen musste öfter Ballstaffeten anwenden um vor das gegnerische Tor zu kommen.
Tatsächlich erwischten die Norddeutschen einen weitaus besseren Start in Halbzeit 2 und ließen den Ball deutlich souveräner durch die eigenen Reihen laufen. Dennoch erfolgte die erste wirklich gefährliche Aktion über die Mainzer: Nach einer Einzelaktion von Nicolai Müller legt dieser wunderschön für Spielmacher Andreas Ivanschitz auf. Allerdings scheitert dieser am groß aufspielenden Werder Tormann Sebastian Mielitz. Auch der Nachschuss von Zimling bringt nicht all zu viel ein, landet nur am Pfosten.
Ebenfalls den Pfosten trifft wenige Minuten später Werders Nils Petersen nach Flanke von Chelsea-Leihgabe De Bruyne. In dieser Situation ließ der Belgier all sein Können aufblitzen und ermöglichte so Petersen seine große Stärke, die Gefährlichkeit direkt vor dem Tor, zu entfalten. Dies zeigte auch warum Nils Petersen scheinbar in den letzten Wochen zwischen Himmel und Hölle wandert. Da die Leihgabe aus München ein technisch sehr limitierter Fußballer ist kann er sich ohne der Hilfe seiner Kollegen kaum Chancen erarbeiten. Allerdings sind viele seiner Kollegen in den letzten Wochen oft etwas starr- sowie eigensinnig und setzen lieber zu einem Dribbling als zu einem sauberen Zuspiel an.  De Bruyne besitzt zwar zweifelsohne die Fähigkeiten, ebenso wie Arnautovic, maßgenaue Flanken zu schlagen,doch setzt er diese Gabe viel zu selten ein. 
Doch wieder zurück zum Spiel zwischen Mainz und Bremen.
Anschließend bringt Thomas Tuchel mit Jan Kirchhoff statt Zimling einen etwas defensiver orientierten Spieler, sein Gegenüber Thomas Schaaf bringt stattdessen mit dem Außenstürmer Arnautovic für Bargfrede eine weitere Offensivkraft für die letzten, anstehenden 25 Minuten. Aus Sich von Thomas Schaaf sollte sich der Wechsel als Glücksgriff auszeichnen: Einerseits weil Arnautovic darauf brannte sein Können zu zeigen, andererseits weil dieser genug Kraft hatte um auch hinten auszuhelfen und so kam es dass endlich auch die Bremer Offensivkräfte hinten mitarbeiteten.
Bei den Mainzern wurde nach diesem Wechsel hingegen versucht das Spiel ins Mittelfeld zu verlegen, weg vom eigenen Tor. Der Sieg wäre für Mainz ein großer Erfolg, zweifelsohne.
Doch die Bremer haben etwas dagegen 3 Punkte in Mainz liegen zu lassen und so setzt sich Innenverteidiger Sokratis stark im Mittelfeld gegen mehrere Gegenspieler durch, spielt mit großer Übersicht auf De Bruyne. Dieser braucht nur mehr auf Arnautovic weiterzuleiten, jener spielt einen gefährlichen Pass in die Mitte, Hunt steht bereit und braucht noch seinen Fuß bereit zu halten. Der Ausgleich war erzielt.
Die Wurzel in diesem Tor lag zweifelsohne im guten Zweikampfverhalten von Sokratis nahe des Mittelkreises, denn dadurch öffnete dieser genug Räume für seine Mitspieler.
Die Bremer schienen durchaus zufrieden zu sein mit dem Unentschieden und so strahlte man nun fast ausschließlich über Konter Torgefahr aus. Ganz anders die Mainzer welche durch den eingewechselten Yunus Malli noch fast zum Ausgleich kamen, der in Topform agierende Torwart Mielitz hielt allerdings den aus Sicht des SV Werder enorm wichtigen Punkt fest.

Dank einer weitaus besseren 2.Hälfte erkämpfte sich Werder Bremen den im Abstiegskampf so dringend benötigten Punkt und profitierte gleich von den mäßigen Ergebnissen der Rivalen. Auch für FSV Mainz 05 kann der Punkt gegen Werder im Kampf um ein Europacup-Ticket noch eine wichtige Rolle spielen.
Letztendlich kostete allerdings die fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor bzw. ein großartiger Sebastian Mielitz den Mainzern 2 Punkte.



Mainz 05 wird in der nächsten Runde nach Nürnberg fahren, Bremen empfängt zu Hause den FC Schalke 04. Auch wenn die beiden Teams in der Tabelle Welten trennen, am heutigen Tage war davon , insbesondere in der 2.Halbzeit, nicht all zu viel zu sehen.

Worte zu Mainz 05: Nicht jedes Mal kann man über seinem Niveau spielen. Dies war am heutigen Tag klar ersichtlich. Einerseits bewies die Mannschaft dass man sich offensiv bereits weiter entwickelt hat, jedoch fehlt noch immer die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. An guten Tagen hat Adam Szalai diese, doch sollte man sich, sollte man tatsächlich im Europacup spielen, nach einem weiteren Stürmer mit Torriecher umsehen.

Worte zu Werder Bremen: Trotz solcher Spieler wie Sokratis, Arnautovic, Hunt oder De Bruyne befindet sich der Traditionsklub aktuell im Abstiegskampf. Auch wenn es sich merkwürdig anhört: Dies ist zu einem Großteil den Offensivkräften anzukreiden. Denn diese wirken zu selten in der Arbeit nach hinten mit und lassen zudem oft das mannschaftliche Gefüge aus dem Spiel, dadurch kann man auch technisch limitierte Spieler wie Petersen nicht gut ins Spiel einbinden. Schon Zlatko Junuzovic, der im Offensiven Mittelfeld wohl sehr gut aufgehoben wäre da er auch die Defensivarbeit nicht scheut, kritisierte an seinen offensiven Mittelfeldspielern Hunt , De Bruyne und Arnautovic : "Sie arbeiten nicht viel nach hinten, da verwundern meine Laufwerte auch nicht wenn ich die Arbeit für 2,3 Leute übernehmen muss."

(mpesseg, 30.3.2013)



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